
Die internationale Konferenz "Towards a generation free from tobacco" gab Unfairtobacco die Gelegenheit, die Vernetzung auf europäischer Ebene zu vertiefen. Es zeigte sich, dass Tabakproduktion noch immer nicht als Arbeitsbereich in der europäischen Tabakkontrolle wahrgenommen wird.
ASH Scotland feiert in diesen Tagen sein 40-jähriges Bestehen und viele Erfolge für die Tabakkontrolle in Schottland. Für zwei Tage wurde das John McIntyre Conference Centre in Edinburgh zum Ort der Diskussion unter Expert_innen, wie die Zukunft der Tabakkontrolle aussehen wird. Alle waren sich darin einig, dass es noch viel zu tun gibt, um das Ziel zu erreichen: eine Generation, in der Tabakkonsum keine Rolle mehr spielt.
Welche Strategie führt zum Ziel?
Judith Mackay, berühmte Anti-Tabakaktivistin und Herausgeberin des tobacco atlas, eröffnete die Konferenz mit einem Überblick über die globale Tabakepidemie: fast 20% der erwachsenen Weltbevölkerung rauchen, jährlich sterben weltweit ca. 6 Millionen Menschen infolge von Tabakkonsum. Nachdem auf internationaler Ebene die Tabakkontrolle wesentliche Fortschritte gemacht hat1, komme es nun darauf an, dies auf die nationale Ebene zu überführen.
In einigen Ländern wird dem Tabak radikal das Ende angekündigt. In Finnland wird dies für 2040 gefordert, während sich die Regierung in Neuseeland 2025 zum Ziel gesetzt hat. In beiden Ländern zeigt sich enormer politischer Wille und die zeitliche Zielsetzung könnte so viel Energie freisetzen, dass aus der Radikalität Realität wird. Doch die so genannte Endgame Strategie ist kein globales Allheilmittel. In anderen Ländern2 erschließt die Tabakindustrie erst neue Märkte bzw. Zielgruppen. Dort ist es wichtig, Strategien mit näher gelegenen Zielen zu entwickeln, die den Bedingungen vor Ort Rechnung tragen.
Bei allen Strategien – so der Tenor sämtlicher Vorträge – ist es von größter Bedeutung, die Tabakindustrie keinen Moment aus den Augen zu lassen. Die Industrie ist der Motor der Tabakepidemie, sie sichert ihre Profite auf Kosten der öffentlichen Gesundheit. Und zwar mit allen Mitteln.
Tabakpflanzer_innen können Verbündete sein
Unsere Mitarbeiterin Sonja von Eichborn trug mit zwei Vorträgen zur Konferenz bei. Am ersten Konferenztag lenkte sie die Aufmerksamkeit der Tabakkontrollaktivist_innen auf Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung durch Tabakanbau im Globalen Süden. Sie plädierte dafür, Tabakpflanzer_innen als Verbündete im Kampf gegen die tödliche Industrie zu gewinnen. Mehr als 80% des weltweit gehandelten Tabaks werden unter ausbeuterischen Bedingungen im Globalen Süden angebaut.
Smallholder tobacco farmers – allies for a tobacco-free world [pdf; 12 MB]
Ein zweiter Vortrag zeigte Möglichkeiten auf, wie das Thema Tabakanbau im Globalen Süden in die Rauchprävention integriert werden kann. Unfairtobacco bietet für Schulen und außerschulische Einrichtungen interaktive Workshops und Bildungsmaterialien wie z.B. ein Planspiel an.
Tobacco growing: a relevant issue for smoking prevention [pdf; 22 MB]
Wo beginnt Tabakkontrolle? – Beim Tabakanbau!
Während der gesamten Konferenz wurde stets betont, dass breite Allianzen für die Tabakkontrolle3 unbedingt notwendig seien, um der Tabakepidemie etwas Substantielles entgegen setzen zu können. Die vorstellbare Breite der Allianzen blieb allerdings im Wesentlichen auf den Gesundheitsbereich beschränkt.
Bei der abschließenden Plenumsveranstaltung zeigte sich, dass Tabakkontrolle noch immer vor allem als Kontrolle des Konsums gedacht wird. Über einige zentrale Aspekte zukünftiger Tabakkontrolle wurde elektronisch ein Meinungsbild erstellt – Tabakproduktion war dabei leider kein Thema.
Unfairtobacco wies zum Abschluss der Konferenz noch einmal darauf hin, dass es auch für eine europäische Tabakkontrollbewegung wichtig ist, Tabakproduktion und seine Bedingungen als Arbeitsfeld wahrzunehmen.
In Kürze sind die meisten Vorträge der Konferenz bei ASH Scotland nachzulesen.