Tabakmessen schließen

Mit der Durchführung der Inter-Tabac trägt die Stadt Dortmund dazu bei, Kinder zum Rauchen zu bringen und Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit zu vermarkten.


In Dortmund findet die weltweit größte Tabakmesse Inter-tabac statt. Veranstalterin ist die Westfalenhallen Dortmund GmbH. Sie organisiert die Messe in enger Zusammenarbeit mit der Tabakindustrie und wirbt für den „weltweit größten Marktplatz der Tabakwarenbranche“.

Nächstes Jahr soll in Bali, Indonesien, vom 27.-28. Februar 2014 die Inter-tabac Asia stattfinden. Mit dieser Messe will die Westfalenhallen Dortmund GmbH „das Tor zum boomenden Markt Asiens“ öffnen.

Als alleinige Gesellschafterin der Dortmund Westfalenhallen GmbH trägt die Stadt Dortmund Verantwortung dafür, dass in ihrem Namen ein Produkt beworben wird, das laut Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO jährlich 6 Millionen Menschen tötet.

Tabakkontrolle unterlaufen

Unter dem Dach der WHO wurde der erste weltweite Gesundheitsvertrag verhandelt und geschlossen: das Rahmenübereinkommen zur Tabakkontrolle (FCTC).1 Dieser Vertrag wurde inzwischen von 177 Staaten unterzeichnet. In Deutschland wurde er im Jahre 2004 als Gesetz zum Tabakrahmenübereinkommen vom Bundestag beschlossen.

Aus Artikel 13 des Gesetzes zum Tabakrahmenübereinkommen erwächst der Bundesregierung die Verpflichtung, die Förderung des Tabakverkaufs zu unterbinden. Mit der Durchführung der Inter-tabac handelt die Stadt Dortmund dem Artikel 13 des Gesetzes zuwider!

Indonesien in den Fängen der Tabakindustrie

Indonesien gilt in der Tabakbranche als rasch wachsender Absatzmarkt. Zwei Faktoren machen das Land zum idealen Marktöffner für Asien: Das Land hat die FCTC nicht ratifiziert und es gibt dort nahezu keine durchsetzbaren Regelungen zum Tabakkonsum. Kinder sind dem (Passiv-) Rauchen und der Tabakindustrie schutzlos ausgeliefert. Massive Werbekampagnen haben dazu geführt, dass laut WHO der Prozentsatz rauchender Jungen im Alter von 13 bis 15 Jahren auf über 40 Prozent angestiegen ist.

Tabakkonsum ist auch ein Armutsproblem. In Indonesien leben über 40% der 247 Mio. Einwohner_innen von weniger als 1,50 Euro am Tag (45 Euro im Monat). Laut Daten der WHO geben Raucher_innen in Indonesien im Durchschnitt monatlich 28 Euro für Zigaretten aus. Tabakkonsum hat so einen direkt Einfluss auf die Ernährungslage. Eine Förderung des Tabakverkaufs verstärkt die Armut!

Tabakanbau in Indonesien und anderswo

In Indonesien wird auf ca. 230.000 Hektar Tabak angebaut und verarbeitet. Im letzten Jahrzehnt wurde die Produktion von Rohtabak um 25% gesteigert. Indonesien ist mit 195.000 Tonnen Rohtabak im Jahr 2010 der sechstgrößte Tabakproduzent weltweit. Insgesamt werden 80% des weltweit gehandelten Tabaks im Globalen Süden produziert. Tabak verdrängt u.a. den Anbau von Nahrungsmitteln und gefährdet so die Ernährungssicherheit.

Tabakanbau führt zu Bodenverarmung. In Folge dessen werden Waldflächen für neue Felder abgeholzt. Die Auftrocknung der grünen Tabakblätter benötigt Feuerholz, wofür noch mehr Wald gerodet wird. Tabakanbau trägt damit aktiv zum Klimawandel bei.

Während der Feldarbeit gefährdet die Verwendung von Pestiziden und chemischen Düngemitteln die Gesundheit der Bäuerinnen und Bauern – und die Umwelt. Die Tabakpflanze selbst ist giftig und ruft bei den Pflücker_innen die Grüne Tabakkrankheit, eine Nikotinvergiftung, hervor.

Tabakanbau ist so arbeitsintensiv und schlecht bezahlt, dass er im Globalen Süden nur durch Kinderarbeit bewältigt werden kann. Auch der indonesische Tabak steht auf der US-Liste der mit Kinder- oder Zwangsarbeit produzierten Güter. In jeder Zigarette steckt ein Stück Kinderarbeit!

Stadt Dortmund gegen ausbeuterische Kinderarbeit?

2009 hat der Rat der Stadt Dortmund beschlossen, dass die Stadt fortan keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit beschaffen wird. Dies wurde medienwirksam bei der Unterzeichnung der Magna Charta Ruhr 2010 gefeiert. Doch mit der Durchführung der beiden Messen Inter-tabac Dortmund und Inter-tabac Asia fördert die Stadt den Verkauf von Produkten, die mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt werden.

Zudem ist der Aufsichtsratsvorsitzende der Westfalenhallen Dortmund GmbH, Herr Friedhelm Sohn, gleichzeitig Vorsitzender des Ausschusses für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Dortmund. In Anbetracht seiner Rolle bei der Westfalenhallen Dortmund GmbH ist sein Eintreten für den Gesundheitsschutz von Kindern vollkommen unglaubwürdig. Sein Verhalten ist unwürdig, insbesondere gegenüber indonesischen Kindern.


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