
Die Westfalenhallen sonnen sich im Glanz Deutschlands größter Fairhandelsmesse. Zwei Wochen später richten sie die weltgrößte Tabakmesse aus. Das passt nicht zusammen.
Vom 5.9. bis zum 7.9. findet in Dortmund eine Messe rund um den Fairen Handel, die Fair Trade & Friends statt. Ausgerichtet wird sie von der Westfalenhallen Dortmund GmbH. Dieser Messeveranstalter gerät als Ausrichter von Tabakmessen immer wieder ins Visier von Protesten.
Auch in diesem Jahr (19.-21.9.2014) findet in Dortmund wieder die weltgrößte Tabakmesse, die Inter-tabac Dortmund 2014, statt. Als alleinige Gesellschafterin der Messegesellschaft ist die Stadt Dortmund für deren Geschäftsbetrieb verantwortlich.
Fairtrade & Tabak
Dortmund hat sich um den Fairen Handel sehr verdient gemacht und trug in 2003 und 2005 den Titel „Hauptstadt des Fairen Handels“ im bundesweiten Wettbewerb nach Hause. Alle zwei Jahre wird dieser vergeben und „würdigt das lokale Engagement für den Fairen Handel, macht die Öffentlichkeit und die Medien auf innovative Beispiele aufmerksam und möchte so noch mehr Kommunen und Bürgerinnen und Bürger zu global verantwortungsvollem Handeln motivieren.”1
In 2009 hat der Rat der Stadt Dortmund beschlossen, dass die Stadt fortan keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit beschaffen wird. Dies wurde medienwirksam bei der Unterzeichnung der Magna Charta Ruhr 2010 gefeiert. Fairtrade ist die Bemühung um nachhaltiges und verantwortungsvolles Handeln. Bei diesen Kampagnen spielen die Arbeitsbedingungen der Menschen in den Anbauländern der Produkte eine wichtige Rolle.
Fairer Handel heißt faire Entlohnung, keine ausbeuterische Kinderarbeit und keine gesundheitsschädigenden Auswirkungen auf die Arbeiter_innen in Anbau und Verarbeitung. Dies sind aber gerade weitverbreitete Bedingungen im Tabakanbau: Kinderarbeit in der Ernte und der Zigarettenindustrie, schlechte Entlohnung und gesundheitsschädigende Auswirkung durch direkten Kontakt mit Tabak.
Die Westfalenhallen schreiben in ihrem Ankündigungstext zur Fairtrade & Friends
„Mit unserem Konsumverhalten und Lebensstil haben wir einen Einfluss auf die sozialen und ökologischen Herstellungsbedingungen vieler Produkte. Dies haben inzwischen viele Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland und europaweit verstanden.“
Warum also setzen die Westfalenhallen diese Einsichten nicht konsequent um? Das stadteigene Unternehmen sollte die Veranstaltungen im eigenen Haus unter die Lupe nehmen. Sobald es um Profite geht, scheint der Wunsch zur Verbesserung von Produktionsbedingungen rapide zu sinken – bestes Beispiel sind die Tabakmessen.
Fairhandelsstadt ohne Tabak!
Das Bekenntnis zum Fairen Handel und zur Sorge um Lebens- und Produktionsbedingungen der Produzent_innen lässt sich kaum in Deckung bringen mit der Ausrichtung von Tabakmessen. So sehr Dortmunds Engagement für fairen Handel zu loben ist, desto unverständlicher ist das Festhalten der Stadt an der Ausrichtung von Tabakmessen.
Tabak ist ein Produkt, das nicht fair produziert werden kann. Das hat auch Fairtrade Deutschland, das den Titel Fairtrade Town vergibt, deutlich gemacht. Die Westfallenhallen und ihre Eignerin die Stadt Dortmund müssen zeigen, dass ihre Besorgnis um die ökologischen und sozialen Bedingungen in Produktionsländern echt ist. Wir erinnern uns: Die Stadt Dortmund ist die alleinige Gesellschafterin der Dortmund Westfalenhallen GmbH und trägt damit die Verantwortung.
Dortmund, zeig uns, dass Du es ernst meinst und den Titel Fairtrade Stadt verdient hast!